Ceramide in der Hautpflege: Was ist das?
Als Dermatologin, die sich seit Jahren mit der Biologie und Wissenschaft der Hautstruktur befasst, kenne ich mich seit langem mit Ceramiden und ihrer Rolle für die Funktion der Haut aus. In den vergangenen Jahren haben Ceramide zunehmend Verbreitung gefunden, und viele Menschen außerhalb der Dermatologie beginnen, ihren Nutzen für die Hautpflege zu erkennen. Von Schönheitsgurus und Hautpflege-Enthusiasten bis hin Menschen, die mit trockener Haut zu kämpfen haben – Ceramide sind zu einem Synonym für effiziente Feuchtigkeitsversorgung geworden und für manche ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Hautpflegeroutine.
Doch was genau sind Ceramide, was bewirken sie und warum sind sie so beliebt? Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie Ceramide dazu beitragen können, Ihre Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und Anzeichen von Hautalterung zu reduzieren!
Was sind Ceramide?
Unsere Haut hat neben vielen anderen Funktionen die Aufgabe, die Körpertemperatur zu regulieren, Feuchtigkeit zu speichern und sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen, um uns vor den Elementen zu schützen. Um zu verstehen, wie Ceramide sich in all das einfügen, ist ein grundlegender (kurzer!) Überblick über die Hautstruktur nötig.
Die Haut ist im Wesentlichen aus drei Schichten aufgebaut: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Dermis) und Unterhautfettgewebe (Subcutis). Die Epidermis bildet die oberste Schicht, während die Dermis und Subcutis die tieferen Schichten darstellen. Die Epidermis besteht aus 5 Schichten: Basalschicht (Stratum basale), Stachelzellschicht (Stratum spinosum), Körnerschicht (Stratum granulosum), Glanzschicht (Stratum lucidum) und Hornschicht (Stratum corneum).
Die Hornschicht ist die oberste Schicht der Epidermis – und damit die erste Verteidigungslinie gegen externe Schadstoffe, Krankheitserreger, Allergene und Reizstoffe. Eine gesunde Hornschicht ist daher für die Aufrechterhaltung der natürlichen Barrierefunktion der Haut unerlässlich. Sie sorgt dafür, dass schädliche Stoffe draußen bleiben, und verhindert gleichzeitig Trockenheit, die durch übermäßigen Wasserverlust über die Haut entsteht.
Hier kommen Ceramide ins Spiel. Ceramide sind Lipide (also Fette), die von Natur aus in der Haut vorkommen. Sie spielen eine entscheidende Rolle für die Struktur und Intaktheit der Epidermis. Durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Vernetzungsproteine entsteht das Gerüst der Haut. Man kann sich Ceramide als den Klebstoff vorstellen, der die Hautzellen zusammenhält und so eine starke Barriere gegen die Außenwelt bildet.
Wird diese Barriere geschädigt, kann die Haut ihre wichtigen Funktionen nicht mehr so effizient erfüllen. Dies kann Trockenheit, Reizungen, Juckreiz und sichtbare Schuppen zur Folge haben.
Was bringen Ceramide der Haut?
Durch die Verwendung von Produkten, die Ceramide enthalten, wird Feuchtigkeit in der Haut gebunden und diese wichtige Barrierefunktion gestärkt, um sie besser vor Schadstoffen, Toxinen und Infektionen zu schützen. Dehydrierte Haut neigt dazu, mehr Linien und Falten zu bilden – deshalb ist es für ein ausgewogenes Anti-Aging-Hautpflegeprogramm wichtig, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Ceramide können sogar Hautschutzbarrieren wiederherstellen, die durch kalte, trockene Wetterbedingungen oder bestimmte entzündliche Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis geschädigt wurden.
Zwar sind ceramidhaltige Produkte in jedem Alter sinnvoll, aber je älter wir werden, desto wichtiger sind sie. Mit zunehmendem Alter macht die Haut von Natur aus eine Reihe von Veränderungen durch, die zu einer erhöhten Anfälligkeit für Funktionsstörungen der Epidermis führen. Eine dieser Veränderungen ist die verringerte Produktion von Ceramiden und anderen wichtigen Lipiden der Epidermis. Einige Studien belegen, dass eine gealterte Hornschicht einen um mehr als 30 % verringerten Lipidgehalt aufweist.
Kurz gesagt: Je älter wir werden, desto trockener wird unsere Haut. Sind weniger Ceramide vorhanden, um Wasser zu halten, verliert die Haut an Feuchtigkeit. Dies wird als transepidermaler Wasserverlust bezeichnet und kann trockene, rissige und dehydrierte Haut zur Folge haben.
Glücklicherweise haben Studien gezeigt, dass die äußerliche Anwendung von ceramidhaltigen Produkten die natürlichen Ceramide ergänzen und den Feuchtigkeitsgehalt der Hornschicht erhöhen kann. Dadurch werden einige dieser Folgen ausgeglichen und die Haut sieht gesund aus und fühlt sich weich an.
Arten von Ceramiden
Es gibt verschiedene Arten von Ceramiden. Die Strukturen der einzelnen Ceramide unterscheiden sich, und damit auch ihre jeweiligen Funktionen. Chemisch gesehen bestehen Ceramide aus einer Sphingoid-Basis und einer Fettsäure, die durch eine Amidbindung verbunden sind. Durch verschiedene Kombinationen dieser Moleküle entstehen spezifische Ceramide, die in ihrer Rolle als Klebstoff, der die Hautzellen zusammenhält, leicht unterschiedliche Funktionen haben.
Die am häufigsten in der Hautpflege verwendeten Ceramide sind auf den Zutatenlisten im Kleingedruckten aufgeführt und umfassen:
- Ceramide EOS, auch bezeichnet als Ceramide 1
- Ceramide NP, auch Ceramide 3 genannt
- Ceramide AP, auch als Ceramide 6 bezeichnet
- Ceramide NG oder Ceramide 2
- Ceramide EOP, auch bezeichnet als Ceramide 9
Wenn Ihnen angesichts dieser Buchstabensuppe der Kopf schwirrt, keine Sorge – Sie müssen sich nicht weiter mit den Einzelheiten befassen. Man sollte nur wissen, dass sich verschiedene Ceramide bei der Formulierung von Hautpflegeprodukten gegenseitig ergänzen, um Synergieeffekte zu erzielen.
Wie Sie Ceramide in Ihre Hautpflegeroutine integrieren können
Auch Menschen mit zu Akne neigender oder empfindlicher Haut können Ceramide in der Hautpflege verwenden, allerdings profitieren Menschen mit trockener Haut am meisten von ihnen. Eine ceramidreiche Feuchtigkeitscreme für das Gesicht ist eine wunderbare Ergänzung für jedes Anti-Aging-Hautpflegeprogramm. Eine solche Creme kann ganz nach Bedarf verwendet werden – dabei gibt es kein Zuviel!
Bei besonders trockener Haut am ganzen Körper empfehle ich, mindestens zweimal täglich eine feuchtigkeitsspendende Körpercreme aufzutragen – und sie zusätzlich auch nach dem Händewaschen zu verwenden. Ein guter Tipp, um die Feuchtigkeit zu speichern, ist das Auftragen von Ceramid-Feuchtigkeitspflege auf die feuchte Haut unmittelbar nach dem Duschen, Baden oder Händewaschen. Dadurch wird die vorhandene Feuchtigkeit in der Haut eingeschlossen, die sonst verdunsten würde.
Ebenso können Sie nach Ceramiden in Seren, Gesichtsreinigern, Augencremes, Sonnencremes und Lippenpflegeprodukten Ausschau halten.
Profi-Tipp: Wählen Sie Produkte, die zusätzlich zu anderen feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure, Squalen, Petrolatum, Glycerin und Niacinamid mehr als eine Art von Ceramid enthalten. In Kombination sind diese Inhaltsstoffe noch wirksamer für geschmeidige, mit Feuchtigkeit versorgte Haut. (Wir lieben gute Multitasking-Produkte!)
Die Kraft von Ceramiden in der Hautpflege nutzen
Ceramide sind ein natürlicher Bestandteil der Bausteine unserer Haut. Dank eines umfassenden Verständnisses der Funktionsweise dieser Lipide – und der Folgen ihres Verbrauchs – konnten Wissenschaftler und Kosmetiker sichere, wirksame Hautpflegeprodukte entwickeln. Feuchtigkeitscremes, die Ceramide enthalten, können sowohl für Menschen mit chronisch trockener oder sensibler Haut als auch für alle von Nutzen sein, die einfach nur nach Möglichkeiten suchen, ihre Hautgesundheit zu optimieren und ihr jugendliches Strahlen zu erhalten.
Für alle, die mit einer bestehenden Hauterkrankung zu kämpfen haben, kommt vielleicht der Zeitpunkt, an dem selbst die reichhaltigste, feuchtigkeitsspendende ceramidhaltige Feuchtigkeitscreme nicht mehr ausreicht, um die Haut zu beruhigen. In diesem Fall empfehle ich, einen Hautarzt zu konsultieren, um Ihre Symptome zu untersuchen und ein auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Behandlungsprogramm zu entwickeln.
Quellenangaben:
- Coderch L, López O, de la Maza A, Parra JL. Ceramides and skin function. Am J Clin Dermatol. 2003;4(2):107-29.
- Meckfessel MH, Brandt S. The structure, function, and importance of ceramides in skin and their use as therapeutic agents in skin-care products. J Am Acad Dermatol. 2014 Jul;71(1):177-84.
- Wang Z, Man MQ, Li T, Elias PM, Mauro TM. Aging-associated alterations in epidermal function and their clinical significance. Aging (Albany NY). 2020 Mar 27;12(6):5551-5565.
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